Mit der Taschenlampe auf dem Pfad der ersten Pharaonen…
Im Korridor vor dem Ägyptischen Museum Bonn wurde am 21. Juni 2017 unter großem Besucherandrang eine neue Sonderausstellung eröffnet. Sie bringt – wortwörtlich – Licht in die faszinierende Epoche der ägyptischen Staatsentstehung.
Die Ausstellung kuratierten Beryl Büma M.A. und David Sabel M.A. aus dem ägyptologischen Teilprojekt des SFB. Mit einer Spezialtaschenlampe können sich die Besucher auf eine Entdeckungsreise in die frühdynastische Zeit Ägyptens begeben: zu den Ursprüngen der ägyptischen Kultur im 4. Jahrtausend v. Chr., der Vereinigung Ober- und Unterägyptens unter dem ersten gesamtägyptischen König Narmer, Neithhotep, der ersten Königin Ägyptens, bis hin zum Beginn des Alten Reiches und dem Bau der ersten Pyramiden. Dafür übertrugen die Mitarbeiter in Handarbeit Inschriften aus Wadi Ameyra an die Korridorwände, nur sichtbar unter dem direktem UV-Licht der Spezialtaschenlampe.
Erst Spezialtaschenlampen lassen die Inschriften erscheinen, die im Maßstab 1:2 per Hand an die Wand gezeichnet wurden. Fotos: © David Sabel (oben) und Christine Beyer (unten) | SFB 1167
Das Wadi Ameyra im Südwest-Sinai ist eine erst seit wenigen Jahren bekannte archäologische Stätte, entdeckt durch den französischen Ägyptologen Prof. Dr. Pierre Tallet. An einem Felsenweg, der ägyptische Rohstoff-Expeditionen in die ferne und schwer zugängliche Bergwüste des Sinai führte, wurden im späteren 4. und frühen 3. Jahrtausend v. Chr. immer wieder Felsbilder und -inschriften angebracht. Sie bieten einen faszinierenden Einblick in die Zeit der Herausbildung des ägyptischen Territorialstaates und des frühägyptischen Königtums. Durch seinen einzigartigen Aufbau dient das Inschriftentableau (eine zusammenhängende Inschriftenfolge) dem modernen Betrachter gleichsam als Zeitleiste und führt den Ausstellungsbesucher visuell durch eine mehr als 5000 Jahre zurückliegende Zeit.
Die Inschriften bieten einen einzigartigen Einblick in die ägyptische Welt des 4. und 3. Jahrtausends v. Chr. Foto: © David Sabel | SFB 1167
Dank einer großzügigen Spende des Vereins zur Förderung des Ägyptischen Museums kommen auch die jungen Besucher des Museums auf ihre Kosten: Sie können im Museum auf eine Schatzsuche der besonderen Art gehen und mit UV-Licht Spuren verfolgen, die sie zum geraubten Grabschatz eines berühmten Pharaos führen.
Hier beginnt die Schatzsuche durch die Ausstellung. Foto: © David Sabel | SFB 1167
Zum Anlass der Ausstellungseröffnung sprach Prof. Dr. Pascal Vernus, emeritierter Professor der Ecole Pratique des Hautes Etudes, Sciences Historiques et Philologiques an der Sorbonne in Paris, im 3. Hans-Bonnet-Gedenkvortrag zu früher Schrift im alten Ägypten. Dieser Vortrag war zugleich der Auftakt des Workshops „Schriftentwicklung im Niltal und Zweistromland“, der am 22. und 23. Juni stattfand.
Öffnungszeiten der Ausstellung bis zum 20. Oktober 2017:
dienstags bis freitags 13–17 Uhr, samstags und sonntags 13–18 Uhr
(06.07.2017)